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Gleichberechtigte Teilhabe und Teilgabe für alle - auch in der Kunst. 

Inklusion ist ein Menschenrecht. Wir wollen es leben.

Eine Recherche zum zeitgenössischen Zirkus und Inklusion.

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After 15 years of working with the artists of the Berlin company Circus Sonnenstich and the Zentrum für bewegte Kunst e.V., I would like to share my expertise with the field of professional contemporary circus. 

Thanks to the Fonds Darstellende Künste, I used three months of research and came up with the following ideas and results. 

 

I am convinced that inclusion and accessibility are realisable and that it is possible that everyone can and should have access to art and culture. Culture can open doors and change public perception. Society needs impulses and courageous artists who, with confidence and great sensitivity, gradually rethink the established norms and standards. 

In doing so, a very individual approach, artistically as well as on the production level, is essential for a work that is implemented inclusively. 

We have to pay attention to quality and great professionalism so that we can do justice to the people on stage, but also to the audience and their expectations. 

Artists with special needs, such as other cognitive structures, physical disabilities, psychological disorders, etc., must be given the opportunity to become visible. 

The audience must be invited to have barrier-free access to art and to become curious about diverse ensembles and new forms of expression. 

For this we need spaces, financial resources and a new definition of time. 

Time schedules must be adapted to the performers so that each artist can develop their potential and convince with their individual quality. 

Directors, producers and their teams need time and the courage to face each artist individually and on an equal footing. The training of one's own barrier-free and inclusion-oriented perception is a must in this work.

In the field of dance and theatre, there are already numerous positive examples of how cooperation between diverse ensembles can work. 

 

In the field of contemporary circus, we still face a significant challenge. Without appropriate education and training opportunities, also for people with disabilities or other special needs, we can only develop artistic qualities directly in the productions. It is therefore necessary that artists receive the appropriate training in the first place. The example of Circus Sonnenstich shows that everyone can educate themselves in artistry. 

Very unique approaches to the circus are created. Circus tricks take on a different meaning when they are performed by an artist who focuses less on achievement and success and more on the enormous joy of the moment. 

Both high performance and perfection, as well as a different individual approach, have their undisputed value. Both must and should exist in order to use circus in all its liveliness as a means of expression. 

 

In my opinion, when these two poles meet on stage, a different experience of being human in the moment is created. In our society, achievement and success are now so much in the centre of attention that we can relax less and perceive less how good we have it, how valuable our lives are, how exciting and eventful. People who have their own access are of great importance to us. In this way, we can actually all learn from each other and achieve equal participation and sharing. That is why we need resources, spaces and opportunities to expand, explore and slowly conquer this area with the courage to fail. 

Nach 15 Jahren Zusammenarbeit mit den Künstler:innen der Berliner Kompanie Circus Sonnenstich und dem Zentrum für bewegte Kunst e.V., ist es mein Anliegen, meine dadurch gewonnene Expertise mit dem Bereich des professionellen zeitgenössischen Zirkus zu teilen. 

Dafür haben ich, dank des Fonds Darstellende Künste eine 3 monatige Recherche genutzt und bin zu folgenden Gedanken und Ergebnissen gekommen. 

 

Ich bin überzeugt, dass Inklusion und Barrierefreiheit realisierbar sind und es möglich ist, das jeder Mensch Zugang zu Kunst und Kultur haben kann und sollte. Kultur kann Türen öffnen und die öffentliche Wahrnehmung verändern. Die Gesellschaft braucht Impulse und mutige Kunstschaffende, welche mit Selbstverständlichkeit und großem Feingefühl nach und nach die etablierten Normen und Standards neu greifen und umdenken.

 

Dabei ist ein ganz individueller Ansatz, künstlerisch sowie auch auf Produktionsebene, für eine inklusiv umgesetzte Arbeit unumgänglich. Wir müssen auf Qualität und große Professionalität achten, damit wir den Menschen auf der Bühne, aber auch dem Publikum und seinen Erwartungen gerecht werden können. 

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Künstler:innen mit Besonderheiten, wie anderen kognitiven Strukturen, körperlichen Beeinträchtigungen, psychischen Besonderheiten u.a. müssen die Möglichkeit bekommen, sichtbar zu werden. Das Publikum muss eingeladen werden, selber einen barrierefreien Zugang zu Kunst zu erhalten und neugierig auf diverse Ensembles und neue Ausdrucksformen zu werden. Dafür brauchen wir Räume, finanzielle Mittel und eine neue Definition von Zeit. 

 

Zeitliche Abläufe müssen den Akteur:innen angepasst werden, so dass jede:r Künstler:in ihre Potenziale entfalten kann und mit ihrer individuellen Qualität überzeugt. Regisseur:innen, Produzent:innen und deren Teams brauchen Zeit und Mut ganz individuell jede:r Künstler:in gleichberechtigt begegnen zu können. Die Schulung der eigenen, barrierfreien und inklusionsorientierten Wahrnehmung ist in dieser Arbeit ein Muss. Im Bereich des Tanz und Theaters gibt es bereits zahlreiche positive Beispiele, wie eine Zusammenarbeit diverser Ensembles funktionieren kann. 

 

Im Bereich des zeitgenössichen Zirkus stehen wir vor noch einer entscheidenden Herausforderung. Ohne entsprechende Ausbildungen und Trainingsmöglichkeiten, auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung oder anderen Besonderheiten, können wir nur in den Produktionen direkt die artistischen Qualitäten entwickeln. Hier ist es also von Nöten, dass Künstler:innen überhaupt die entsprechende Bildung erhalten. Am Beispiel des Circus Sonnenstich ist sichtbar, dass jeder Mensch sich auch in der Artistik aus- und weiterbilden kann. 

Mit einem diversen Cast entstehen ganz einzigartige Zugänge zum Zirkus.

Der Zirkustrick bekommt eine andersartige Bedeutung, wenn er von eine:r Künstler:in gespielt wird, welche:r weniger die Leistung und den Erfolg im Fokus hat und mehr eine enorme Freude am Augenblick des Geschehens empfindet. 

Beides, die hohe Leistungsfähigkeit und Perfektion, sowie ein anderer individueller Zugang, haben seinen unumstrittenen Wert. Beides muss und soll existieren, um Zirkus in all seiner Lebendigkeit als Ausdrucksmittel zu nutzen. 

Treffen sich diese beiden Pole auf der Bühne, entsteht meiner Meining nach ein andersartiges Erlebnis von Menschsein im Augenblick.

In unserer Gesellschaft stehen Leistung und Erfolg mittlerweile so sehr im Vordergrund, dass wir uns immer weniger entspannen könnnen und immer weniger wirklich wahrnehmen, wie gut wir es haben, wie wertvoll unser Leben ist, wie spannend und erlebnisreich. Menschen, die einen eigenen Zugang haben, sind für uns von großer Wichtigkeit. So können wir tatsächlich alle voneinander lernen und erreichen gleichberechtigte Teilhabe und Teilgabe.

Deshalb brauchen wir Mittel, Räume und Möglichkeiten, diesen Bereich auszubauen, zu erkunden und mit Mut zur Lücke langsam zu erobern. 

Vielen Dank an alle meine Gesprächspartner:innen für den wertvollen Austausch!

Mit dabei: Sebastiano Toma (Regisseur & Produzent) - Ute Classen (Kunstvermittlerin/-agentin) - Josa Kölbel (Leitung Berlin Circus Festival) - Lisette Reuter (Leitung Un-Label, Köln) - Neele Buchholz (Schauspielerin & Tänzerin) - Cox Ahlers (Zirkusschaffende, Bundesverband zeitgenössischer Zirkus) - Annika Hemmerling (Artistin) und andere. 

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